Glossar

 

Abolitionismus

Terminus für die Abschaffung der Sklaverei. Er stellt den Gegen­pol zum Reformismus dar. Anstatt sich gegen Teil­aspekte einer Unter­drückungs­form oder sich für bessere Lebens­bedingungen der Unter­drückten ein­zusetzen, wird die Unter­drückungs­form grund­sätzlich be­kämpft und ab­gelehnt.

Basisdemokratie

hat keine Repräsentanten und ist somit eine der direkten Demokratie­formen. Die Entscheidungs­gewalt geht allein von der Basis aus.

Bi_Poc

Sammelbegriff für Schwarze und Indigene Menschen, die täglich von Rassismus betroffen sind. Es ist wichtig, sie extra zu erwähnen und nicht nur mit dem Begriff POC mitzumeinen, da sie aufgrund der weltweiten Kolonialgeschichte oft andere Rassismuserfahrungen machen als POC.

Direkte Aktionen

stellen eine Form des Protests dar, bei denen be­stehende Miss­stände un­mittelbar an­gegriffen werden. Sie sind konträr zu Appellen oder dem Wenden an Stell­vertreter*­innen. Beispiele für Direkte Aktionen sind Tier­befreiungen, Sitz­blockaden oder Streiks.

Emanzipation

bezeichnet den Prozess der Befreiung von Individuen oder Gruppen aus einer Lage der Ab­hängigkeit oder Unter­drückung. Neben politischen Be­freiungs­kämpfen wie der Frauen­bewegung findet der Begriff auch in der Pädagogik Ver­wendung, um die Ent­wicklung von Kindern in die Selb­ständigkeit zu be­schreiben.

Hauptsache für die Tiere

Stellt den Gegenpol zum Intersektionalen Tierrechtsaktivismus dar. HFDT ist der Standpunkt, der Kampf für die Tiere* sei der wichtigste von allen. Andere soziale Kämpfe sollten oder müssten hinten angestellt werden. HFDTler*innen engagieren sich auch gemäß dieser Auf­fassung nur im Tier­schutz- bzw. Tier­rechts­bereich. Häufig wird auch Querfront­denken gefordert, also dass Rassismus/Sexismus/Homophobie etc. toleriert werden müssten, damit es eine „starke“ Bewegung geben kann.

Inklusion

beschreibt die Möglichkeit der Teilhabe am gesell­schaftlichen Leben unabhängig von individuellen Merk­malen wie Alter, Geschlecht oder körperlicher Ver­fassung.

Intersektionaler Tierbefreiungsaktivismus

Gestaltung des Aktivismus‘, bei dem Tier- und Menschen­rechte als gleich­wertig anerkannt werden. Im Gegen­satz zum Haupt­sache-für-die-Tiere-Ansatz werden Unterdrückungs­formen jeglicher Art be­kämpft oder sollen zu­mindest nicht im eigenen Aktivismus re­produ­ziert werden.

Karnismus

Dr. Melanie Joy prägte diesen Begriff. Karnismus stellt die ideologische Überzeugung dar, dass je nach kulturellem Kreis und Sozialisation bestimmte Tier­spezies ausbeutbar und somit essbar sind. Manche Tier­spezies – meist „Haus­tiere“ – sind schützens­wert und andere – etwa „Nutz­tiere“ – wiederum nicht. Wie dem Begriff abzuleiten ist, bezieht er sich im Gegen­satz zum Spezie­sis­mus vor allem auf Tier­ausbeutung in der Fleisch­industrie.

Menschliches Tier

Bewusst genutztes Wording, um aufzuzeigen, dass der Mensch ein Tier unter vielen ist.

Nicht-menschliches Tier

Bewusst genutztes Wording, um aufzuzeigen, dass andere Spezies zwar nicht zur Gattung Mensch gehören, aber Menschen ebenso Tiere sind.

Nutztier

Soziokulturelles Konstrukt, um einem nicht-menschlichen Tier dessen gesellschaft­lichen Zweck wortwörtlich auf­zu­zwingen und die Aus­beutung auf sprach­licher Ebene zu legiti­mieren.

Offene Befreiung

Direkte Aktionsform, bei der Tiere un­maskiert befreit werden. Das Zeigen des eigenen Gesichtes soll hierbei die Dis­krepanz von Legitimität und Legalität unter­streichen, indem man offen zu dem Gesetzes­bruch steht.

Pflanzliche Ernährungsweise

Häufig mit Veganismus gleichgesetzt, wobei nur ein Aspekt des Alltags (Essen) beleuchtet wird. Politische und ethische Aspekte – wie beim Veganismus – spielen meist keine Rolle.

Reformismus

Überzeugung, dass durch Gesetze und Auflagen, Missstände beseitigt werden können. Reformismus stellt Ausbeutung nicht generell infrage, sondern will sie system-konform regulieren. Er stellt den Gegen­pol zum Aboli­tionis­mus dar.

Single-Issue Kampagne

Sie richtet sich ausschließlich auf einen Bereich der Tier­aus­beu­tung wie etwa Tier­versuche, Jagd oder Zoos. Andere Aspekte der Tier­aus­beu­tung oder andere Diskri­minierungs­formen werden nicht thematisiert, um das Konflikt­potential möglichst niedrig zu halten und somit eine größt­mögliche Masse anzu­sprechen.

Speziesismus

bezeichnet die Diskriminierung aufgrund von Art­zugehörig­keit. Der Begriff wurde von Richard Ryder entwickelt, um die Unter­drückung, Be­nach­teiligung und Stig­mati­sierung von nicht-menschlichen Tieren sichtbar zu machen. Er ist synchron zu Rassismus, Sexismus oder Ableismus zu verstehen.

Tier*

meint alle Tiere, die nicht der eigenen Spezies angehören. Im Gegensatz zum Begriff „nicht-menschliches Tier“ ist dieser nicht anthropozentrisch und wird deshalb von uns bevorzugt.

Tierausbeutung

bezeichnet das Ausnutzen von nicht-menschlichen Individuen für eigene Interessen und soll durch Veganis­mus, Tier­rechte und Tier­be­freiung be­endet werden. Das Präfix Tier zeigt auf, dass nicht nur menschliche Individuen aus­gebeutet werden können.

Tierbefreiung

Der Begriff findet auf zwei Ebenen Verwendung. Zum einen bezeichnet er das direkte Befreien von Tieren aus ihren Gefängnissen, andererseits eine Bewegung, die sich für die Befreiung der Tiere* aus ihrer aktuellen sozialen Stellung einsetzt. Letztere verfolgt – im Gegen­satz zur Tier­schutz- und Tier­rechts­bewegung einen system­kritischen Aktivismus und versteht sich als emanzipatorische Be­wegung, die auch über den Anti-Speziesismus hinaus andere Unter­drückungs­formen bekämpft.

Tierbewegung

ist ein Sammelbegriff für alle Menschen und Organisa­tionen, die sich für eine bessere Be­handlung von Tieren ein­setzen. Darunter zählen Tier­schutz, Tier­rechte und Tier­befreiung.

Tierrechte

Politische Bewegung, die fundamentale Rechte für Tiere, wie Frei­heit, körperliche Un­versehrt­heit und ein selbst­bestimmtes Leben anstrebt. Es gibt hier reformistische sowie abolitionistische Strömungen.

Tierschutz

soll die Gefangenschaft, Nutzung und Tötung von nicht-menschlichen Tieren regulieren und ist daher immer reformistisch und fordert nicht das Ende aller Tier­aus­beutung. Tier­schutz kann sich zudem allein auf bestimmte Tiere wie „Haus­tiere“ beziehen. Beide Aspekte werden im Tier­rechts- und Tier­befreiungs­bereich sehr kritisch gesehen.

Veganismus

Eine ethisch motivierte Lebens­weise, die die Nutzung von Tieren so weit wie praktisch um­setzbar ver­meidet. Oft wird Veganismus fälschlicher­weise mit einer pflanzlichen Ernährung gleichgesetzt, der Veganis­mus geht jedoch über diese hinaus. Jegliche Aspekte der Tier­aus­beutung wie Zoo­besuche, das Tragen von Leder oder Tier­ver­suche werden gemieden.

Vegetarismus

Ernährungsweise, die Nahrungsmittel von getöteten nicht-menschlichen Tieren ablehnt. „Produkte“ von lebendigen sogenannten Nutz­tieren werden hingegen selten kritisch hinter­fragt.

Ziviler Ungehorsam

Protestformen, die einen öffentlich sichtbaren Verstoß gegen die staat­lichen Auflagen von Gesetzen, Regeln und Normen dar­stellen. Da­durch können auch oft­mals re­pressive Gegen­maß­nahmen der Staats­gewalt aus­gelöst werden. Dies kön­nen bspw. Blockaden, Be­setzungen oder Jagd­störungen sein.

Die Tierrechts- bzw. Tier­befreiungs­bewegung ist eine von vielen sozialen Be­wegungen. Alle diese Be­wegungen greifen eine spezifische Ver­wen­dung von Sprache an, die Gewalt gegen Individuen nicht nur legitimiert, sondern darüber hinaus auch un­sicht­bar macht. Das Team von AgeSpe hat den An­spruch mit Sprache so wenig wie möglich zu dis­krimi­nieren, deshalb möchten wir auch auf folgende Glos­sare verweisen:

Glossar Femgeeks
Leidmedien
Der Braune Mob e.V.

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