Selbstverständnis: Aktiv gegen Speziesismus
Aktiv gegen Speziesismus (AgeSpe) ist eine Tierbefreiungsgruppe, die primär im Rhein-Main-Gebiet aktiv ist. Wir verstehen uns als ein basisdemokratischer und emanzipatorischer Zusammenschluss von Aktivist*innen.
Innerhalb der westlichen Tradition hat sich ‚das Tier‘ als eine künstliche Kategorie gegensätzlich zum menschlichen Selbstverständnis herausgebildet. Sie spielt eine zentrale Rolle in hierarchischen Wirklichkeitskonstruktionen und Höher- und Minderwertigkeitszuordnungen. Zugleich legitimiert die Zuordnung zu dieser Kategorie Ausgrenzungs-, Unterdrückungs- und Gewaltformen auch unter Menschen. Übergangen wird dabei, dass alle Tiere leidensfähige Individuen sind, die ein Interesse an ihrem Leben und ihrer körperlichen Unversehrtheit haben. Die Nutzung von nicht-menschlichen Tieren für Essen, Kleidung, in der Medizin, in der Unterhaltungsbranche etc. steht in einem klaren Widerspruch dazu.
Bereits im Namen unserer Gruppe werden unsere Ziele erkennbar: Die Dekonstruktion der binären Mensch-Tier-Beziehung und die Befreiung aus dem sich daraus ergebenden speziesistischen Status-Quo. Damit ist der Zustand gemeint, in dem der Mensch sich und seine Bedürfnisse als grundsätzlich wichtiger ansieht, als die Bedürfnisse von nicht-menschlichen Tieren.
Eine konsequent antispeziesistische Einstellung, die eine vegane Lebensweise voraussetzt, bildet das Fundament unseres Aktivismus und stellt zugleich die Grundvoraussetzung für die Erreichung unserer Ziele dar.
Unsere Aktionen richten sich niemals gegen Einzelpersonen, sondern immer gegen das ausbeuterische System. Anstelle einer Reformierung dieses Systems streben wir die Abschaffung aller Formen der sog. Nutzung von nicht-menschlichen Tieren an. Nicht-menschliche Tiere sollen unabhängig von menschlichen Bedürfnissen leben können. Bei unserem Aktivismus ist es uns wichtig, die Lebensumstände der Individuen, mit denen wir ins Gespräch kommen, nicht außer Acht zu lassen. Wir sind uns bewusst darüber, dass nicht jeder*m der Zugang oder Raum für eine Auseinandersetzung mit den Themen Veganismus und Antispeziesismus möglich ist.
Der Kapitalismus ist maßgeblich für die massive Ausbeutung nahezu aller nicht-menschlichen und einer sehr großen Anzahl von Menschen mitverantwortlich. Unternehmen versuchen die Profiterwirtschaftung auf Kosten anderer Tiere und die Missachtung all ihrer Bedürfnisse durch ihre Degradierung zur Ware zu legitimieren. Menschen werden tagtäglich zum reaktionären Kauf von Produkten, die auf Kosten anderer Lebewesen hergestellt werden, verleitet. Daher verstehen wir unsere Aktionen auch als kapitalismuskritisch.
AgeSpe ist Teil einer größeren Bewegung, in deren Zentrum die Tierbefreiung steht. Gerade weil menschliche und nicht-menschliche Unterdrückung eng miteinander verwoben sind, können die beiden nicht unabhängig voneinander gedacht werden. Daher lehnen wir jede Form der Diskriminierung von menschlichen und nicht-menschlichen Tieren ab. Dazu zählt, dass wir uns mit anderen emanzipatorischen Bewegungen solidarisieren und offen dafür sind, voneinander zu lernen. Wir kooperieren demnach auch nicht mit anti-emanzipatorischen Gruppierungen oder Individuen und agieren darüber hinaus parteiunabhängig.
Neben der klaren Distanzierung von jeglichen Formen der Diskriminierung nach außen hin, ist die Weiterbildung und Sensibilisierung von Aktivist*innen unabdingbar. Es ist unser Anspruch, Diskriminierung sowohl im individuellen Handeln abzubauen als auch Mechanismen der Unterdrückung durch den Aktivismus der Gruppe nicht weiter zu reproduzieren, um so eine inklusive Bewegung zu schaffen, in der sich alle sicher fühlen. Wir tolerieren bei der Kommunikation innerhalb der Gruppe und bei unseren Aktionen keine Gewalt – weder in Wort, Ton noch Tat.
Die Gewalt, die unsere Gesellschaft durchzieht, können wir nicht länger stillschweigend hinnehmen. Jedes Tier, ob Makrele oder Mensch, hat das Recht darauf, geachtet zu werden. Wir kämpfen für die moralische Berücksichtigung und Freiheit aller – mit Liebe und Empathie. Pelzfarmen und Schlachthäuser werden Relikte grausamer Zeiten sein. Begeben wir uns auf den Weg des gegenseitigen Respekts, denn „[n]iemand kann frei sein, solange es nicht alle sind“ (Erich Mühsam).
Für die Befreiung des Tieres!
Alle, unabhängig von vermeintlichen Kategorien sowie sonstigen Zuschreibungen und Verallgemeinerungen, die sich mit diesem Selbstverständnis identifizieren, sind willkommen, mit uns aktiv zu werden!