Liebe Investoren des Frankfurter Zoo [wird personalisiert],

wie Sie sicherlich bereits mitbekommen haben, hat der Zoo in Neumünster eine Rangliste mit Tieren erstellt, die geschlachtet werden sollen, weil aufgrund der momentanen Situation Eintrittsgelder ausbleiben. Den Artikel finden Sie nochmals unten aufgelistet [1]. Die Schlachtung von Tieren im Zoo ist jedoch eine Standardpraktik. Darüber hinaus müssen wir in der Zeit der aktuellen Covid-19 Pandemie den Umgang mit Tieren drastisch überdenken, denn drei Viertel der neu auftauchenden bedrohlichen Krankheitserreger haben zoonotische Quellen; diese Zahl wird von der FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations) bestätigt.

Daher wenden wir uns mit der Bitte an Sie, die aktuelle Situation als Anlass zu nehmen und Ihre Spenden an den Frankfurter Zoo zu überdenken und stattdessen Lebenshöfe in der Region zuunterstützen.

Zoos sind mit exotischen Wildtieren potentielle Brutherde für zoonotische (Mensch-Tier-Mensch) Infektionskrankheiten und dürfen nicht anstandslos weitergeführt werden. Hier gilt für alle Beteiligten ein Infektionsrisiko. Sowohl das Zoopersonal (Pfleger, Tierärzte et cetera) als auch die Besucher unterliegen der steten Gefahr, sich bei einem der Tiere mit einer infektiösen Krankheit anzustecken; wie umgekehrt auch die Tiere Gefahr laufen, von einem Menschen angesteckt zu werden. In Zookreisen ist man sich des Problems durchaus bewusst, bemüht sich aber nach Kräften, es nach außen hin zu verheimlichen oder kleinzureden [2]. Auch die Vogelgrippe, Schweinegrippe, Ebola und HIV sind zoonotischen Ursprungs.
Der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI) fordert daher mehr Distanz zu exotischen Tierarten: Rund 70 Prozent aller Erreger stammten ursprünglich aus dem Tierreich. Zudem sieht er denTierhandel von Zoo zu Zoo – beziehungsweise mit Tieren aus der freien Wildbahn – als Gefahr fürdie Verbreitung von neuen Krankheitserregern. Aus diesem Grund können Zoos nicht anstandslos weitergeführt werden, ohne weitere gesundheitliche Risiken für uns zu bergen.

Neben dem gesundheitlichen Aspekt wird durch den Versuch, weitere staatliche Hilfsgelder durch Androhung von Tötungsplänen einmal mehr deutlich, dass es den Zoos nicht um das Wohl der einzelnen Tiere geht, sondern lediglich um Geld und damit um die Sicherung ihrer eigenen Existenz.

Der Verband der Zoologischen Gärten e.V (VdZ) distanzierte sich zwar von der Veröffentlichung dieser Tötungspläne und der Vorgehensweise, mit diesem Szenario an die Medien und die Politik zugehen, jedoch nicht von der Tötung an sich. Denn tatsächlich schlachten Zoos unabhängig von deraktuellen Krise eigens dafür gezüchteter „Futtertiere“. So werden in deutschen Zoos jedes Jahr nach Schätzungen 30.000 bis 40.000 Tiere getötet und als Tierfutter verwertet, ohne Kaninchen und Nagetiere hinzuzuzählen [3]. Der VdZ tritt seit Jahren dafür ein, auch andere „überzählige“ Zootiere töten und verfüttern zu dürfen. Denn nach dem TierSchG würden Zoos sich aktuell strafbar machen, wenn sie aus anderem Grunde zooeigene Tiere töten würden. Der Vorstoß des Zoos Neumünstersollte insofern nicht nur eine maximale Droh- und Druckkulisse zum Abgreifen staatlicher Hilfsgelder aufbauen, sondern, gewissermaßen durch die Hintertüre, auch das im TierSchG verankerte Tötungsverbot der Zoos aushebeln.

Davon abgesehen weicht das Leben der Tiere im Zoo stark von dem ihrer Artgenossen in Freiheit ab. Die Gewalt, die ihnen durch den Freiheitsentzug angetan wird, mündet in psychischen undkörperlichen Schäden. Tiere greifen sich gegenseitig an, weil Ausweichmöglichkeiten fehlen, Zähneund Kiefer werden wegen untypischen Essverhaltens geschädigt.

Die Gefangenschaft von Tieren wird mit Bildung, Erholung und Artenschutz gerechtfertigt. Dabei sind die allermeisten Arten, die in Zoos zu sehen sind, überhaupt nicht vom Aussterben bedroht. Das Wichtigste und Nachhaltigste für den Artenschutz ist die Erhaltung der Lebensräume. Darüberhinaus sind Zoos keine Bildungseinrichtungen. Im Gegenteil: Sie vermitteln ein Mensch-Tier-Verhältnis, bei dem keinerlei Rücksicht auf tierliche Bedürfnisse genommen wird, sobald Menschen von Tieren profitieren können.

Demgegenüber retten Lebenshöfe Tiere, die entweder auf dem Teller gelandet oder eingeschläfert worden wären. Dort können sie ihr Leben und ihren Lebensabend frei von Ausbeutung genießen. Zudem schaffen sie Erfahrungs- und Erlebnisräume in und mit der Natur und den Tieren für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Dort können wir Kontakt zu den Tieren aufbauen und lernen, wie sie frei von Angst und möglichst artgerecht leben. Daher bitten wir Sie, über die Möglichkeit nachzudenken, stattdessen in Lebenshöfe zu investieren [4], wie zum Beispiel Stoppels offener Lebenshof, der zwischen Fulda und Bad Hersfeld im wunderschönen Haunetal in Osthessen liegt [5].

Mit freundlichen Grüßen,

Aktiv gegen Speziesismus